Der Straßenverkehr birgt viele unterschiedliche Gefahren für Unfälle. Und dennoch gehört das Handy zur Ablenkung Nummer 1 bei deutschen Autofahrern. Das Ergebnis: Smartphones oder Navigationsgeräte besitzen ein höheres Unfallrisiko als Alkohol am Steuer. Das geht aus einer repräsentativen Untersuchung des Allianz Zentrums für Technik (AZT) hervor. Von 1600 befragten Autofahrern in Deutschland, Österreich und der Schweiz geben etwa die Hälfte an, das Smartphone während der Fahrt zu benutzen. Doch dieses Verhalten kann böse enden.

Smartphone im AutoOb Telefonieren, schnell noch eine Nachricht schreiben oder die aktuellen Meldungen auf Facebook checken – das Smartphone bietet Entertainment und ist zum alltäglichen Begleiter geworden. Sogar Selfies werden in allen Lebenslagen geschossen und über Social Media geteilt. Während der Autofahrt sollte die Aufmerksamkeit allerdings auf dem Straßenverkehr liegen und nicht auf dem Handydisplay. Eine einfache Ablenkung durch das Smartphone bringt ein extrem erhöhtes Unfallrisiko mit sich, wodurch sich die Verkehrssünder selbst und unschuldige Verkehrsteilnehmer gefährden.

Die Behörden gehen in Deutschland jährlich von mindesten 500 Verkehrstoten aus, die durch Unachtsamkeit ihr Leben ließen. Die meisten Unfälle davon hervorgerufen durch den Blick aufs Smartphone. Die Polizei geht hier mit entsprechend hohen Strafen vor, wenn die Fahrer bei ihrem Verstoß erwischt werden. Laut Bußgeldkatalog zahlen Kraftfahrer für einen Verstoß mit Handy am Steuer bis zu 200 Euro Strafe, kassieren 2 Punkte und einen Monat Fahrverbot, wenn die Nutzung des Smartphones eine Gefährdung für den Straßenverkehr darstellt oder es zu einer Sachbeschädigung gekommen ist.

Ablenkung durch Handys nimmt zu

Übersicht-VerkehrszählungIm Jahr 2016 fand bereits eine der größten Verkehrszählungen in Deutschland zu diesem Thema statt. Insgesamt 36.285 Fahrzeuge wurden beobachtet und dabei ganze 2.124 Smartphonesünder gezählt. Hochgerechnet nutzt also jeder 14. Verkehrsteilnehmer bundesweit sein Handy während der Autofahrt. Die meisten Verstöße gibt es in der Stadt. Das Warten an roten Ampeln oder etwas zähfließender Verkehr ist sehr verlockend für einen schnellen Blick aufs Display. Gründe gibt es hier viele. Schnell wird Bescheid gesagt, dass sich die Ankunft durch den Verkehr verspätet oder das Handy dient glatt als Navigationsgerät für eine unbekannte Strecke. Auch in diesem Fall ist die Nutzung nicht erlaubt, wenn das Handy in die Hand genommen werden muss.

Die Zahl der Handynutzer nimmt bei Autofahrten auf Landstraßen oder auf der Autobahn leicht ab. Trotzdem sehen Verkehrsexperten des Automobilclub Mobil in Deutschland e.V. diese Werte als viel zu hoch an. Die extreme Gefahr wird von vielen Fahrern einfach unterschätzt. Ein kurzer Blick von etwa 5 Sekunden auf das Handy bedeutet je nach Geschwindigkeit im Straßenverkehr eine Unachtsamkeit von 70 Metern und mehr, berichtet eine Untersuchung der DEKRA. Außerhalb der Stadt ist die Gefahr noch größer, da zur höheren Geschwindigkeit auch ein kurvenreicher Straßenverlauf und der Faktor Gegenverkehr kommen kann. Im schlimmsten Fall endet solch ein Zusammenstoß tödlich. Folgende drei Tipps helfen, gar nicht erst in Versuchung des Smartphones zu kommen:

  • Am besten befindet sich das Handy außer Reichweite und ist in einer Tasche verstaut oder liegt beispielsweise auf dem Rücksitz.
  • Das Telefon sollte stumm geschaltet sein. Nachrichten und Telefonate lassen sich nach der Fahrt besser beantworten.
  • Lieber sollte der Beifahrer das Handy bedienen und antworten. Andernfalls bietet sich der nächste Parkplatz oder eine Haltemöglichkeit an

Unachtsamkeit durch Streit und Navigationsgeräte

Doch Smartphones allein sind nicht schuld für eine steigende Unachtsamkeit im Straßenverkehr. Jegliche Ablenkung, die den Blick vom Verkehrsgeschehen nimmt, birgt eine enorme Gefahr. Dazu zählen ebenso:

  • Navigationsgeräte
  • Autoradios
  • Bordcomputer
  • Freisprecheinrichtungen

Selbst ein Streit mit dem Beifahrer kann gefährlich werden, da die Situation von Wut oder Aufregung begleitet wird. Dabei sind nicht nur jüngere Fahrern von diesem Problemen betroffen. Auch in der Altersgruppe über 60 Jahren nutzt jeder Dritte ein Smartphone oder Navi am Steuer. Selbst die Annahme von Telefongesprächen über die Freisprecheinrichtung sehen viele Experten kritisch. Sehr intensive oder gar emotionale Telefonate sollten ohnehin nicht während der Autofahrt geführt werden. DEKRA, TÜV und die Polizei bemühen sich seit Jahren um mehr Aufklärungsarbeit in diesem Thema. Laut einer Forsa-Umfrage sprechen sich viele Autofahrer für mehr Kontrollen aus. Dabei scheinen die Strafen in Deutschland noch vergleichsweise gering. In anderen europäischen Ländern müssen Smartphonesünder deutlich tiefer in die Tasche greifen und riskieren ihre Fahrerlaubnis.

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